Turmschanzenstraße Nord in Magdeburg

Ort der Verwaltung, Begegnung und Teilhabe

Der neue Ministeriumscampus in Magdeburg entsteht als zukunftsweisender Ort der Verwaltung, Begegnung und Teilhabe – eingebettet in einen klimaresilienten, öffentlichen Freiraum. Der Entwurf setzt bewusst auf organische Formen, nutzerzentrierte Strukturen und eine konsequent ökologische Gestaltung: Tiny Forests, grüne Dächer und biodiversitätsreiche Wiesen machen Natur im urbanen Kontext unmittelbar erlebbar – mit ökologischem und gesellschaftlichem Mehrwert.

Turmschanzenstrasse Axonometrie
Turmschanzenstrasse Perspektive

Aufgabe

Städtebaulicher Ideenwettbewerb

Ort

Magdeburg, Deutschland

Leistung

Freianlagenplanung

Partner

PRSch Architektur

Neue Wege – Demokratische Raumordnung
Der landschaftsarchitektonische Ansatz bricht bewusst mit der traditionellen, orthogonalen Achsenstruktur. Statt starrer Wege entstehen fließende, organische „Desire Lines“ – Pfade, die reale Bewegungsmuster widerspiegeln. Sie führen dorthin, wo Menschen hinwollen: zur Elbe, zu Eingängen, zu Aufenthaltsbereichen. Das Ergebnis ist ein offener, alltagsnaher Raum, der demokratische Werte räumlich sichtbar macht.

Turmschanzenstrasse Lagepan

Struktur durch Offenheit
Trotz der organischen Formensprache bleiben Sichtachsen und Orientierungslinien erhalten. Sie sorgen für räumliche Struktur, visuelle Verbindung und gezielte Wegführung – etwa zur Alten Elbe, zur geplanten Parkbrücke oder zu einem neuen Treffpunkt-Pavillon.
So entsteht eine landschaftliche Ordnung, die zugleich durchlässig und lesbar ist. Sie folgt der Topografie und den Bewegungsmustern, statt diese zu diktieren.

Freiraum als öffentlicher Ort und Begegnungsraum
Der Campus wird bewusst als öffentlich zugänglicher Park entwickelt. Einzelne, gezielt gesetzte Solitärbauten aktivieren die großzügigen Freiflächen und bieten vielfältige Nutzungen: ein Café-Kiosk für Mitarbeitende und Besucher:innen, ein Pavillon als Klima-Infopunkt sowie ein transparenter Bau für kulturelle Veranstaltungen. Die klare Architektursprache tritt in einen spannungsvollen Dialog mit der landschaftlichen Offenheit – ein sichtbares Zeichen für das Zusammenspiel von Gestaltungskraft und Gemeinwohl.

Natur und Demokratie
Die bewusste Gegenüberstellung von natürlichem Wachstum und architektonischer Ordnung verweist auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft: Vielfalt, Offenheit und Teilhabe.

Die ökologische Gestaltung des Ministeriumscampus versteht sich als Ausdruck eines zeitgemäßen Demokratieverständnisses – partizipativ, integrativ und widerstandsfähig gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels.

Die offene, flexible Struktur des Freiraums ermöglicht es, zentrale Zukunftsthemen wie Biodiversität, nachhaltiges Regenwassermanagement und urbane Kühlung nahtlos in das Gesamtkonzept zu integrieren. Versickerungsfähige Oberflächen fördern die Rückführung von Regenwasser in den natürlichen Kreislauf, eigens gestaltete Retentionszonen entlasten die Kanalisation, und extensive Wiesen sowie artenreiche Gehölzsäume tragen zur Stabilisierung des Mikroklimas bei.

Turmschanzenstrasse Formsprache2
Turmschanzenstrasse Perspektive2

Ökologische Innovationen
Der Entwurf integriert gezielt ökologische Elemente, die den Campus zu einem klimaaktiven und biodiversen Lebensraum machen. Im südlichen Bereich entsteht ein sogenannter Tiny Forest – ein dichter, artenreicher Miniwald nach dem Miyawaki-Prinzip. Seine hohe Pflanzendichte fördert nicht nur die Biodiversität, sondern wirkt auch kühlend, verbessert die Bodenqualität und bietet wertvolle Lebensräume für Insekten und Vögel.

Entlang der Verbindung zur Alten Elbe entstehen blaue-grüne Zonen, in denen Vegetation, Regenwassermanagement und Verdunstungskühlung zusammenwirken. Diese multifunktionalen Freiräume verbessern das Stadtklima und entlasten gleichzeitig die Kanalisation.

Auf ausgewählten Neubauten entstehen extensive Gründächer mit hoher Artenvielfalt, die Regenwasser speichern, zur Wärmedämmung beitragen und Rückzugsorte für Tiere schaffen. Ergänzt wird das ökologische Konzept durch vertikale Begrünungen: In dichter bebauten Bereichen verbessern sie die Luftqualität, senken die Temperatur und bilden lebendige, identitätsstiftende Fassadenbilder.

Anstelle konventioneller Rasenflächen werden artenreiche Wiesen mit heimischen Pflanzen angelegt, die über das ganze Jahr hinweg blühen. Sie bieten Nahrung, Schutz und Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und Kleintieren – und machen ökologische Qualität im Alltag unmittelbar sichtbar und erlebbar.

Turmschanzenstrasse Okologie
Turmschanzenstrasse Layer2

Bildnachweis

Alle Bilder © ensphere